Was bedeutet Diabetes Insipidus?
Die Bezeichnung Diabetes Insipidus leitet sich ab aus (griechisch) diabainein = hindurchfließen, hindurchgehen und (lateinisch) insipidus = ohne Geschmack. Also ist die Wasserharnruhr ein 'Durchfluss ohne Geschmack'. Im Gegensatz zu Diabetes Mellitus, der Zuckerkrankheit, die 'Honigsüßer Durchfluss' bedeutet.
Die Zusätze 'Centralis' bzw. 'Renalis' weisen auf die beiden unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung hin: (lateinisch) centralis = zentral und renalis = Nieren-. Also geht es um 'Zentralen Durchfluss ohne Geschmack' bzw. 'Nieren-Durchfluss ohne Geschmack'.
Also läuft bei dieser Erkrankung zuviel 'Wasser durch', entweder durch eine Störung der Hormonsteuerung in der Schalt-Zentrale Gehirn oder durch eine Fehlfunktion der Nieren.
Die Wasserharnruhr
Das Hauptkennzeichen dieser Erkrankung, im Volksmund auch Wasserharnruhr genannt, ist eine stark erhöhte Urinausscheidung (Polyurie), meist verbunden mit einem stark gesteigerten Durstgefühl sowie entsprechend höheren Trinkmengen. Es können dabei 10 Liter und mehr Urin am Tage ausgeschieden werden.
Ständiger starker Durst sowie sehr häufiger Drang, die Toiletten zu besuchen, können durchaus zu einer Belastung im Alltag werden. Unter anderem auch deshalb, weil extremer Durst und Harndrang auch nachts auftreten kann und den Schlaf empfindlich stört. Für Patienten ist es natürlich wichtig, dass hier Abhilfe geschaffen werden kann.
Eine Behandlung ist aber auch deshalb unbedingt geboten, weil der hohe Flüssigkeitsverlust zur Dehydratation führen kann, mit all ihren teilweise massiven Folgen.
Krankheitsbild und Verlauf
Die vermehrte Urinausscheidung kann zwei sehr verschiedene Ursachen haben. Entweder ist sie sozusagen zentral verursacht, nämlich durch eine (a) Funktionsstörung von Hypothalamus oder Hypophyse, mitten in userem 'Schalt-Zentrum' Gehirn. Oder die Ursache liegt in einer (b) Schädigung der Nieren. Je nach Ursache unterscheiden sich die Behandlungsmöglichkeit stark von einander.
(a) Diabetes Insipidus Centralis
Der Botenstoff ADH (auch: Antidiuretisches Hormon bzw. Vasopressin) des Hypothalamus veranlasst die Nieren dazu, den Urin zu konzentrieren; denn es wirkt anti-diuretisch, also 'der Ausscheidung entgegen'. Wirkt hingegen kein ADH auf die Sammelrohre der Niere ein, 'läuft der Urin durch'.
Warum kommt kein ADH bei den Nieren Sammelrohren an? Verschiedene Ursachen sind möglich:
- keine oder unzureichende Produktion des Botenstoffs ADH im Hypothalamus,
- kein Transport über den Hypophysenstiel in den Hypophysenhinterlappen,
- mangelnde Speicherung im Hypophysenhinterlappen bzw. fehlende Ausschüttung ins Blut.
Diese Schädigungen von Hypothalamus oder Hypophyse wiederum können verschiedenste Gründe haben, zum Beispiel einen Abriss des Hypophysenstiel, einen Infark oder einen Tumor.
(b) Diabetes Insipidus Renalis
Sehr viel seltener liegt die gesteigerte Urinausscheidung an einer Schädigung der Nieren selber: Der Botenstoff ADH ist zwar vorhanden, auch in ausreichender Menge, aber die Gewebe, auf die er einwirkt, sind geschädigt und funktionieren nicht mehr, wie sie es sollten.
Unsere Nieren
Der Urin kann nicht mehr richtig konzentriert werden, die Flüssigkeit wird nicht mehr in den Körper zurück geführt, weil die Nierenröhrchen geschädigt sind. Diese Schädigung kann sowohl ein angborener Defekt sein wie eine Folge einer chronischen Nierenerkrankung oder Folge von Medikamenteneinnahme (wie Lithum, Amphotericin B, Vincristin).
Diagnose von Diabetes Insipidus
Über einen sogenannten 'Durstversuch' wird zunächst festgestellt, ob der Körper in der Lage ist, Urin zu konzentrieren. Danach kann eine Gabe ADH klären, ob die Nieren richtig funktionieren.
Beim Durstversuch wird dem Körper über 6 - 8 Stunden (z. B. über Nacht) wird keine Flüssigkeit zugeführt. Dies sollte zu einer deutlichen Konzentration des Urins führen, und damit zu eindeutig verminderter Urinausscheidung. Kommt es zu keiner Konzentration des Urins, dann wird ADH verabreicht. Wenn die Nieren voll funktionstüchtig sind, dann sprechen sie auf das ADH an, der Urin wird jetzt konzentriert. Damit wäre die Diagnose Diabetes Isipidus Centralis gesichert.
Sollte es auch nach der Hormongabe zu keiner Konzentration des Urins kommen, ist der Berfund ein Diabetes Isipidus Renalis.
Behandlung des Diabetes Insipidus Centralis
Für die Behandlung des Diabetes Insipidus Centralis wird das fehlende Antidiuretische Hormon durch Tabletten oder Nasenspray/Nasentropfen ersetzt. Da der künstlich hergestellte Wirkstoff Desmopressin länger im Blut verfügbar bleibt, müssen nur circa zwei Gaben täglich erfolgen. Vielen Patienten kommen mit einer einizigen Gabe am Abend aus. Oftmals quälend starker Durst und Harndrang verschwinden vollständig. Das Medikament wird meist sehr gut vertragen und hat praktisch keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen.
Die Behandlung des Diabetes Insipidus Renalis ist deutlich schwieriger und abhängig von der genauen Ursache. Symptome können aber durchaus gelindert werden.
Wichtig bei der Behandlung der Wasserharnruhr
Beim Diabetes Isipidus Centralis wird der fehlende Botenstoff ADH ersetzt. Das kann über Tabletten oder über ein Nasenspray bzw. Nasentropfen geschehen.
Wichtig zu wissen: Bei starkem Schnupfen kann die Nasenschleimhaut den Wirkstoff nicht voll aufnehmen. Ebenfalls führt Durchfall zu einer zu geringen Aufnahme des ADH, wenn mit Tabletten substituiert wird.
Wichtig zu wissen - Dehydratation
Wie verlässt Flüssigkeit unseren Körper? Über...
- Magen-Darm (Stuhlgang)
- Lunge (Atemluft)
- Nieren (Urin)
- Haut (Schwitzen)
Bei Durchfall, Fieber oder einer Nierenerkrankung kann es zum übermäßigen Flüssigkeitsverlust kommen, der ausgegelichen werden sollte. Denn nur mit genügend Flüssigkeit können unsere (teilweise lebenswichtigen) Stoffwechselvorgänge reibungslos funktionieren.
Korrekt wird dieser Verlust übrigtens als Dehydratation bezeichnet. Der Volksmund spricht von "Dehydrierung", was eigentlich eine chemische Reaktion bezeichnet.
Gerade bei Säuglingen oder älteren Menschen kann es leicht zu einem bedenklich hohen Wassermangel kommen. Einige Einzelheiten im Info-Kasten "Wassermangel".
Interessant zu wissen - Die Filteranlage Nieren
Unsere Nieren filtern beim erwachsenen Menschen täglich ungefähr 180 Liter Wasser. Wenn diese ganzen 180 Liter aus den Sammelrohren der Nieren als Urin in unserer Blase landen würden, hätten wir ein Problem...
Unser Körper besteht ja zu über der Hälfte aus Wasser. Deshalb ist es so wichtig, dass der allergrößte Teil der Flüssigkeit nach der Filterung wieder in den Körper zurück geführt wird.
Und genau da kommt das Antidiuretische Hormon ADH (auch Vasopressin genannt) ins Spiel, denn es sorgt dafür, dass die Flüssigkeit aus den Nieren wieder zurück ins Blut gelangt!
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