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Hypophysenerkrankungen

Die Hirnanhangdrüse oder auch Hypophyse, die mitten in unserem Gehirn sitzt, nimmt eine Sonderstellung unter den endokrinen Drüsen ein, weil sie alle anderen Hormondrüsen beeinflusst, wie die Abbildung unten zeigt.

Die Hypophyse produziert, speichert und setzt viele verschiedene Hormone frei, die an lebenswichtigen Steuerungsprozessen in unserem Körper beteiligt sind. Darum führen Störungen bzw. Erkrankungen der Hypophyse zu wesentlichen Auswirkungen. Diese Steuerungsprozesse bzw. Regelkreise sind komplex, es ist oft schwierig und erfordert spezielles Wissen und viel Erfahrung, um Beschwerden der Patienten richtig zu deuten.

Ein Beispiel

Zum Beispiel ist das Cushing-Syndrom ein Krankheitsbild, dass durch ein Überangebot von Glucocorticoiden verursacht wird. Zu diesem Überangebot kommt es durch eine Überproduktion der Nebennierenrinden. Und diese wiederum kann verursacht werden von basophilen Adenomen des Hypophysenvorderlappens.

Seltene Erkrankungen

Erkrankungen der Hypophyse sind so selten, dass für die Diagnostik und Therapie sehr spezielle Erfahrungen und Fachkenntnisse unbedingte Voraussetzung sind. Wir beschreiben für Sie näher folgende Erkrankungen der Hypophyse:

  • Hypophysentumore
  • Prolaktinom
  • Akromegalie
  • Morbus Cushing
  • Hypophyseninsuffizienz
  • Diabetes Isipidus

Was tun Hypophyse & Co. genau?

Die Hypophyse

Diese winzige erbsengroße Struktur besteht aus dem Hypophysenvorder- und dem Hypophysenhinterlappen.

Der Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse von (lateinisch) aden = Drüse) ist eine Hormondrüse und produziert sechs Hormone:

    Wachstumshormon GH. wesentlich für einige Stoffwechselprozesse und Wachstum des Körper und seiner Organe.
    Die zwei Gonadotropine LH und FSH, wesentlich für das Wachstum und die Hormonproduktion der Hoden und der Eierstöcke.
    adrenocorticotropes Hormon (ACTH), wesentlich für die Regulation der Hormonproduktion in den Nebennierenrinden (Stressregulation).
    thyreoideastimulierendes Hormon (TSH) wesentlich für Wachstum, Jodaufnahme und Schilddrüsenhormonproduktion.
    Prolaktin, wesentlich für Produktion von Muttermilch.

Der Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) produziert nicht selber, er speichert die vom Hypothalamus produzierten Hormone Vasopressin (ADH) und Oxytozin und steuert ihre Freisetzung ins Blut (s. Infokasten).

Vasopressin ist wesentlich für den Wasserhaushalt. Oxytozin ist wesentlich für das Stillen..

Wenn man sich die vielfältigen Funktionen der Hypophysenhormone anschaut, ist sofort klar, dass eine Unterfunktion der Hypophyse gravierende Folgen haben muss.

Hypothalamus - "Chef" des Hormonsystems

Die Hypophyse ist über den sogenannten Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus verbunden, sie bilden eine funktionelle Einheit, arbeiten also in ihren Funktionen eng zusammen. Der Hypothalamus liegt Mitten in unserem Gehirn, über der Hypophyse, etwa auf Höhen unserer Augenbrauen.

Der Hypothalamus ist der "Chef" unseres Hormonsystems, denn seine Aufgabe ist es, Der Hyopthalamusüberall in unserem Körper das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, damit all unsere Organe und Systeme bestmöglich funktionieren können. Darum ist er ebenfalls "Chef" unseres vegetativen Nervensystems, also dem Teil unseres Nervensystems, das wir nicht willentlich beeinflussen können, das aber die lebensnotwendigen Funktionen wie z B. das Atmen oder unsere Verdauung steuert.

Der Hypothalamus ist damit verantwortlich für die Regelung von...

    Körpertemperatur
    Blutdruck
    Atmung
    Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
    Bewusstsein, Gedächtnis, Lernfähigkeit
    Schlaf-Wach-Rhythmus und Schlaf
    Sexualverhalten

Der Hypothalamus bildet drei verschiedene Arten von Hormonen:

    Releasing Hormone - (englisch) release = freisetzen
    Inhibiting Hormone - (englisch) inhibit = hemmen
    Effektorhormone

Die "Freisetzungshormone" (z. B. TRH oder GnRH) wirken auf die Hypophyse ein, damit diese Hormone ausschüttet. Gegenspieler sind die "Hemmungshormone" (Somastatin und Dopamin), man nennt sie auch Statine. Somastatin hemmt die Bildung des Wachstumshormons Somatropin, das Dopamin hemmt die Ausschüttung von Prolaktin.

Mit den Effekthormone (Vasopressin und Oxytocin) kann der Hypothalmus anderen Körpergeweben direkte Anweisungen geben. Sie werden in der Neurohypophyse gespeichert.

Interessant zu wissen - Was bedeutet Hypophyse?

Die Vorsilbe hypo kommt aus dem Griechischen und bedeutet "unter, darunter" und (griechisch) phýsis = Natur, natürliche Beschaffenheit. Der Name leitet sich ab von (griechisch) hypóphysis = das unten anhängende Gewächs. Denn die Hirnanhangdrüse hängt unten am Hypothalmus, verbunden über den sogenannten Hypohpysenstiel.

Sie wird auch als Glandula Pituitaria bezeichndet, von (lateinisch) glandula = Drüse und pituita = Schleim, denn früher wurde angenommen, diese Drüse produziere Schleim.

Interessant zu wissen - Was bedeutet Hypothalamus?

Der Hypothalamus liegt unter (= hypo) dem Thalamus. Und Thalamus kommt von (griechisch) thálamos = Schlafgemach, Kammer.

Der Thalamus stellt einen großen Teil des Mittelhirns dar (vgl. Abbildung, Ansicht des gesamten Thalamus von vorne und von der Seite). Er empfängt Nervenimpulse aus allen Organen und unseren Sinneszellen, in ihm läuft also sämtliche eingehende Information aus unserem Nervensystem zusammen. Und der Thalamus entscheidet, welche Information so wichtig ist, dass sie ins Großhirn weiter geleitet werden soll. Eine sehr wichtige Aufgabe. Wegen dieser Aufgabe der Filterung von Wichtigem wird er auch zuweilen als unser "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet.