Was bedeutet Hypophysentumor?
Ein Tumor ist ein Zellwachstum dort, wo keine Zellen in dieser Form wachsen sollten. Daher bezeichnet (lateinisch) tumor = Wucherung /Schwellung ganz allgemein eine Zunahme von Gewebe durch fehlreguliertes Zellwachstum.
Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Zellwucherungen an oder in der Hypophyse. Zum einen unterscheiden wir gutartige sowie bösartige (maligne) Tumore. Und solche, die selber Hormone produzieren von denen, die es nicht tun.
Gutartig bedeutet, dass das Tumorgewebe nicht in andere Gewebe hinein wächst und deren Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt bzw. zerstört, und dass der Tumoar keine Ableger (Metastasen) ausstreut. Hypophysentumore sind in den allermeisten Fällen gutaritg, allerdings ist der Platz im Gehirn sehr beschränkt, so dass dennoch Funktionsbeeinträchtigungen von umliegenden Geweben auftreten können.
Tumore werden wenn möglich entfernt. Das gelingt in circa 90% der Fälle vollständig, wenn der Tumor kleiner als 1 cm im Durchmesser misst (Mikroadenom). Ist er größer (Makroadenom), sinkt die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Entfernbarkeit.
Hypothysentumore kommt sehr selten vor, in Deutschland sind nur circa 1 - 4 Menschen von 100.000 betroffen. Über die unterschiedlichen Arten der Hypophysentumore hinweg ist der Anteil der Erkrankungen in der Altergruppe zwischen 30 und 45 Jahren am höchsten.
Unterschiedliche Arten von Tumoren
Es gibt sehr verschiedene Arten von Hypophysentumoren, die zu unterschiedlichen Auswirkungen führen. Die wichtigste Unterscheidung ist die zwischen hormonaktiven und hormoninaktiven Tumoren und der genaue Ort des Tumorwachstums.
Wo sitzt der Tumor?
Die meisten Hypophysentumore treten am Vorderlappen der Hirnanhangdrüse auf, der Adenophyse. Man nennt sie Adenome.
Beides leitet sich her von (lateinisch) aden = Drüse, denn der Vorderlappen ist der Teil der Hypophyse, der Hormone produziert (Hormondrüse). Lesen Sie mehr dazu unter Hypophysenerkrankungen.
Hormonproduktion des Tumors
Bei ungefähr 70% der Tumore handelt es sich um hormonaktive Zellwucherungen. Sie produzieren unterschiedliche Hormone, die zu unterschiedlichen Beschwerden führen.
Hormoninaktive Tumore können auch Hormone produzieren, denn die Unterscheidung zielt auf die Wirkung ab: Ein hormoninaktiver Tumor produziert in der Tat entweder (a) keine Hormone, oder er produziert sie, aber (b) schüttet sich nicht aus, oder er (c) schüttet so wenige aus, dass sie praktisch wirkungslos sind, oder (d) er schüttet nur wirkungslose Vorstufen oder Varianten aus.
Zwar kommt es hier nicht zu Symptomen durch die übermäßige Ausschüttung von Botenstoffen. Aber das Tumorwachstum bzw. seine Größe selbst können zu Beschwerden führen.
Verschiedene Krankheitsbilder
Das Krankheitsbild hängt davon ab, ob, und wenn ja, welches Hormon von dem Tumor ausgeschüttet wird. Im Folgenden werden die verschiedenen Krankheitsbilder in der Reihenfolge Ihrer Häufigkeit kurz beschrieben. In diesen Abschnitten finden Sie auch Verweise zu den Seiten mit auführlicher Information über das Krankheitsbild.
(1) Prolaktinom
Bei ungefähr der Hälfte aller Hypophysentumore handelt es sich um ein Prolaktinom.Es wird dabei vermehrt Prolaktin ausgeschüttet, die Beschwerden unterscheiden sich daher bei den Geschlechtern - vor allem Zyklusstörungen bei Frauen sowie Libido- und Potenzstörungen bei Männern.
Eine detaillierte Beschreibung finden Sie auf unserer Seite Prolaktinom.
(2) Hormoninaktive Tumore
In ungefähr einem Viertel der Fälle werden die Beschwerden durch hormoninaktive Tumore hervorgerufen. Die Beschwerden werden durch eine Verdrängung von gesundem Gewebe bzw. durch Druck auf Gewebe oder Hirnnerven ausgelöst. Der Sehnerv verläuft in unmittelbarer Nähe zur Hirnanhangdrüse, daher können Sehstörungen (wie z. B. Einschränkungen des Gesichtsfelds) auftreten.
Darüber hinaus kommt es häufig zu Kopfschmerzen durch den Druck, den ein größerer Tumor auf umliegendes Gewebe ausübt.
(3) Somatotropinom
Ungefähr ein Fünftel der Hypophysentumore wird durch einen Überschuss am Wachstumshormon Somatropin und führt zu den Anzeichen von Akromegalie. Hauptkennzeichen der Erkrankung sind vergrößerte Hände und Füße. Einzelheiten können Sie auf unserer Seite Akromegalie nachlesen.
(4) Corticotropinom
Corticotropinome sind sehr viel seltener, sie betreffen circa 5% der Fälle. Wenn ein Adenom vorliegt, welches ein Übermaß an ADH (adrenocorticotopes Homon) ausschüttet, wird die Erkrankung Morbus Cushington genannt. Der erhöhte ADH Spiegel führt dazu, dass die Nebennierenrinden vermehrt das Stresshormon Cortisol ins Blut abgeben, mit der Folge von Gewichtszunahme, Buthochdruck etc., im Einzelnen nachzulesen unter Cushing-Syndrom.
(5) Thyreotropinom
Durch das Thyreotropinom wird eine vermehrte Ausschüttung von TSH (Schilddrüsen-Stimulierendes-Hormon) verursacht, und dies führt dann zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Dieses Adenom kommt noch seltener vor, es betrifft ungefähr 0,5% aller Hypophysentumore.
Über die verschiedenen Auswirkungen eines dadurch "überhitzten Stoffwechsels" wie Gewichtsverlust oder Herzrasen lesen Sie unter Schilddrüsenüberfunktion.
Diagnose
Bei hormonaktiven Tumoren werden die Hormonspiegel der im Übermaß ausgeschütteten Hormone untersucht. Dabei ist hohe Fachkenntnis gefragt, denn die Hypophyse ist Teil eines äußerst komplexen Systems von Stoffwechselvorgängen - im "Dickicht der Möglichkeiten" den Weg zur sicheren Diagnose der tatsächlichen Krankheitursache zu finden, erfordert spezielles Wissen und Erfahrung.
Die Tumore selbst werden durch bildgebende Verfahren wie MRT oder CT untersucht. Wobei Mikroadenome sich der Darstellung aufgrund ihrer Größe auch entziehen können. Vor allem bekannt ist das vom Corticotropinom, das teilweise einen Durchmesser kleiner als 2 mm aufweist.
Behandlung
Die Wahl der Behandlung hängt von der Größe des Tumors ab. Am besten ist es natürlich, wenn das Tumorgewebe vollständig entfernt werden kann, denn in der überwiegenden Zahl der Fälle normalisiert sich der Stoffwechsel in der Folge wieder vollkommen, die Beschwerden verschwinden.
Es stehen für die meisten der oben beschriebenen Krankheitsbilder auch Medikamente für die Behandlung zur Verfügung. Diese werden vor allem eingesetzt, wenn das Adenom nicht oder nicht vollständig entfernt werden kann. Auch die Strahlentherapie kommt für diese Fälle in Frage.
Einzelheiten zu einer Behandlung mit Medikamente lesen Sie auf den enstprechenden Seiten über die verschiedenen Hypophysenerkrankungen.
Operative Entfernung
Bei Tumoren bis 1 cm Größe ist eine erfolgreiche Entfernung sehr schonend über einen transsphenoidale Zugang möglich, das heißt durch die Nase bzw. Teile der Nasennebenhöhlen. Ist der Tumor größer als 1 cm, wird meist der operative Zugang über die Schädeldecke (transkraniellerZugang) gewählt.
Strahlentherapie
Für den Fall, dass der Patient keine Operation möchte oder der Tumor bereits so stark angewachsen ist, dass durch die operative Entfernung angrenzendes Hirngewebe geschädigt würde, kann eine Strahlentherapie erfolgen.
Sie kommt auch zum Einsatz, wenn eine Operation nicht den gewünschten Erfolg haben sollte.
Wichtig zu wissen: Bei einer Strahlentherapie normalisiert sich der Hormonhaushalt deutlich langsamer als bei einer Entfernung des Tumorgewebes. Aber langfristig normalisiert sich auch die die Hormon- bzw. Stoffwechselaktivität wieder.
Psychische Belastung
Die Diagnose "Tumor im Gehirn" ist für die meisten Menschen sicher eine schlimme Nachricht und führt zu einer sehr belastende Situation, voll mit Fragen, Besorgnissen und Unsicherheiten. Ist eine Operation am Gehirn nicht schrecklich gefährlich? Kann eine Bestrahlung nicht wichtiges gesundes Gewebe zerstören und schlimme Folgen haben?
Neben der bestmöglichen Behandlung Ihres Körpers ist Hilfe und Unterstützung für Sie und Ihre Angehörigen genau so wesentlich! Unbeantwortete und bohrende Fragen oder unausgesprochene Ängste tun niemals gut. Das Gefühl, wirklich unterstütz zu werden und selber zum Behandlungserfolg beitragen zu können hat großen Einfluss auf Ihr Wohlergehen.
Bei all diesen Fragen und Unsicherheiten sind wir für Sie da. Fordern Sie gerne deutlich ein, was Sie von uns brauchen!
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